Kögel Dialog 38 / Oktober 2018

KÖGEL GEMEINSAM – SICHER – STARK ALLGEMEIN Die Waage halten zwischen Theorie und Praxis Das Thema DSGVO ist seit einiger Zeit in aller Munde. Hin- ter dieser etwas sperrigen Abkürzung verbirgt sich der nicht minder sperrige Begriff „Datenschutz-Grundverordnung“. Das ist nichts anderes als eine Verordnung der Europäischen Union, mit der laut Wikipedia „die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch private Unternehmen und öffentliche Stellen EU-weit vereinheitlicht werden“. Diese Verordnung soll einer- seits den Schutz personen- bezogener Daten innerhalb der EU sicherstellen sowie andererseits den freien Da- tenverkehr innerhalb des Europäischen Binnenmark- tes gewährleisten. Die Da- tenschutz-Grundverordnung trat in allen EU-Mitgliedstaaten zum 25. Mai 2016 in Kraft, die Übergangsfrist galt bis zum 25. Mai dieses Jahres. Wir sprechen mit unserer Datenschutzbeauftragten, Laura Spieker, Master of Arts Controlling und Finanzmanagement, über dieses Thema: LAURA, WAS SIND AUS DEINER SICHT DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR UNTERNEHMEN IN BEZUG AUF DIE UMSETZUNG DER DSGVO? Bereits vor der Einführung der DSGVO gab es in Deutschland ein Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) in welchem seit 1990 die grundlegenden Datenschutzprinzipien geregelt werden. Mit dem Inkrafttreten der DSGVO wurden diese Prinzipien nun dem technologischen Fortschritt nach angepasst. In diesem Punkt liegt für Unternehmen auch die größte Herausforderung. Der technologische Fortschritt und die weltweite Vernetzung tragen dazu bei, dass die Mehrzahl der Datenverarbeitungsprozesse in Unternehmen auf elektro- nischem Wege stattfinden. Wo früher noch Akten gewälzt werden mussten, können heu- te innerhalb von Sekunden mit Hilfe von ein paar Mausklicken Daten abgefragt, ausgetauscht oder verarbeitet werden. Diese Verarbeitung angesichts der neuen Gesetzgebung wieder auf ein notwendiges Maß („Datenminimierung“) ein- zuschränken, kann zu Verständnisproblemen bei den Mitar- beitern, Veränderung beste- hender Verarbeitungsprozesse und einem Mehraufwand füh- ren. Als Datenschutzbeauf- tragte(r) sollte daher versucht werden, die Waage zwischen den gesetzlichen Vorgaben der Verordnung und der praktischen Umsetzbarkeit zu halten. WELCHEN NUTZEN SIEHST DU IN DER DSGVO? Jeder von uns profitiert von der Verordnung, denn sie trägt durch ihre Medienpräsenz zu einem besseren Verständnis von „informa- tioneller Selbstbestimmung“ bei. So sollte jeder, angesichts der heutigen Zeit, ganz bewusst mit seinen persönlichen Daten umgehen und selbst bestimmen, was von ihm in die Öffentlichkeit gelangt. Die Sensibilisierung der Menschen in Europa und die Einführung von höhe- ren Bußgeldern und härteren Strafen bei Datenmissbrauch sind für mich die wichtigsten Punkte aus der DSGVO. „Jeder von uns profitiert von der Verordnung.“ Laura Spieker, KÖGEL Datenschutzbeauftragte, Master of Arts Controlling und Finanzmanagement Oktober 2018 | Seite 11  D I A LOG Plötzlich wird ein Angehöriger pflegebedürf- tig, berufliche oder private Sorgen lasten schwer auf den Schultern, oder Schulden sor- gen für schlaflose Nächte? Dann ist es gut zu wissen, wo es fundierte Ratschläge und Tipps gibt. Wir sprechen mit Dr. Wolfgang Willich von der ServicestelleVereinbarkeit von Familie und Beruf (VFB). HERR DR. WILLICH, WAS GENAU IST DIE SERVICESTELLE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF? UND WARUM IST ES SO WICHTIG, DASS ES SIE GIBT? Arbeitgeber wünschen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die engagiert sind und sich mit all ihren Stärken im Berufsalltag einbringen. DochwissenArbeitgeber auch: Nicht in jeder Le- benslage können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz auf ihren Beruf konzentrieren. Wenn private – oder auch berufliche – Konflik- te und Krisen dominieren, fällt der Arbeitsalltag schwer, wird zur Last. Die Arbeitsleistung lei- det und die Unzufriedenheit auf beiden Seiten wächst. Basierend auf diesem Leitmotiv wurde die Servicestelle in einem Arbeitskreis von Per- sonalleitern der beteiligten Unternehmen beim Personalentwicklungsverbund MACH 2 (Ar- beitsgemeinschaft der Wirtschaft für Weiterbil- dung und Personalentwicklung e.V.) in Herford ins Leben gerufen und nach der Projektphase an die Ev. Jugendhilfe Schweicheln in Hiddenhau- sen als Träger übertragen. Seit 2007 unterstüt- zen wir mit unserer Servicestelle Vereinbarkeit von Familie und Beruf (VFB) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kreis Herford und angren- zenden Kreisen. Wir helfen Mitarbeitenden wei- ter, wenn Alltag und Arbeit unvereinbar schei- nen, weil private oder betriebliche Krisen und Konflikte die aktuelle Lebenssituation belasten. Gemeinsam finden wir dann Lösungen und Aus- wege – natürlich vertraulich und diskret. BEI WELCHEN ARTEN VON PROBLEMEN KANN DIE VFB HELFEN? Die VFB vermittelt weiter, unter anderem bei Fragen zur Erziehung, zur Kinderbetreuung, bei Fragen zu Pflege und Betreuung von Angehö- rigen, bei Sucht und Gewalt, oder auch in per- sönlichen Krisen bei Trennung oder Scheidung oder bei Fragen zu weiteren aktuell belastenden Themen. WELCHE ANGEBOTE WERDEN AUS IHRER ERFAHRUNG AM HÄUFIGSTEN GENUTZT? GIBT ES HIER ENTWICKLUNGEN IN DEN VERGANGENEN JAHREN? Ein Schwerpunkt der Anfragen findet sich im Bereich der Pflege. Aufgrund der kurzen „Steh- zeiten“ im Krankenhaus sehen sich Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter zunehmend damit kon- frontiert, zeitnah Lösungen zu finden, um die Unterbringung ihrer pflegebedürftigen Angehö- rigen zu gewährleisten. Auch fällt es auf, dass zunehmend komplexe Problemstellungen in den Fokus der Beratungen rücken. Verschuldung, die weitere Probleme nach sich zieht, wäre hier ein Beispiel. GIBT ES BEI BESTIMMTEN PROBLEMEN HEMMSCHWELLEN, DIE ES DEN MITARBEI- TERN ERSCHWEREN, SICH HILFE ZU SU- CHEN? UND WENN JA, WIE KANN MAN ES SEINEN MITARBEITERN LEICHTER MACHEN, DIESE HÜRDEN ZU ÜBERWINDEN? Hemmschwellen entstehen oft dann, wenn Mit- arbeitende sich nicht sicher sind, wie die Ser- vicestelle mit ihrem Arbeitgeber vernetzt ist. Dann ist es besonders wichtig, seitens des Ar- beitgebers wie auch der Servicestelle VFB her- auszustellen, dass die Beratung absolut anonym ist. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter kann sich sicher sein, dass ihr/sein Anliegen diskret und vertraulich behandelt wird. Wir geben keine persönlichen Informationen an den Arbeitgeber weiter und werden erst dann vermittelnd tätig, wenn er/sie es wünscht. KÖGEL IST EINER DER VIELEN TRÄGER. WA- RUM SOLLTEN SICH UNTERNEHMEN UND INSTITUTIONEN AN DER VFB BETEILIGEN? Sie profitieren von unserer langjährigen Er- fahrung aus der Kinder- und Jugendhilfe und der intensiven Elternarbeit. Unsere kompeten- ten Beraterinnen und Berater sind erprobte „Konfliktmanager“ und kennen sich in der brei- ten Landschaft an Hilfsangeboten aus. Ob in schwierigen Trennungssituationen, bei familiä- ren Konflikten, pflegebedürftigen Angehörigen oder auch Rechtsstreitigkeiten wissen wir wei- ter. WIE WIRD SICH DIE SERVICESTELLE WEITERENTWICKELN, UND WO SIND DIE ZUKÜNFTIGEN SCHWERPUNKTE IHRER ARBEIT? Es gibt Angebote in der hiesigen Versor- gungslandschaft, die unseres Erachtens ver- besserungswürdig sind. Dieses fällt dann auf, wenn man bei der Recherche zu Lösungen der Problematik einer Mitarbeiterin oder eines Mit- arbeiters merkt, dass es keine befriedigenden Antworten gibt. Aufgrund dieser Erfahrungen möchten wir helfen, die Versorgungslandschaft zu be- stimmten Thematiken zu verbessern. Wir schaffen neue passende Angebote in der eigenen Einrichtung. Dr. Wolfgang Willich, Servicestelle Vereinbarkeit von Familie und Beruf (VFB). Es gibt immer eine Lösung – Servicestelle VFB weiß, wie man sie findet © Syda Productions – stock.adobe.com

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