Kögel DIALOG 44

Seite 11 | Oktober 2020  D I A LOG KÖGEL GEMEINSAM – SICHER – STARK FEHLERKULTUR Als Abrechnerin habe ich jeden Tag viel mit Zahlen zu tun. Besonders bei großen Beträgen mit meh- reren Nachkommastellen passiert es mir schon mal, dass mir das Komma um eine Stelle verrut- scht und ich anstatt 500 Quadratmeter aus Ver- sehen 5.000 abrechne. Das macht dann schon einen gewaltigen Unterschied. Früher habe ich so eine fehlerhafte Rechnung öfters zum Kunden ge- schickt und als Antwort einen langen Rückläufer erhalten. Inzwischen habe ich mir ein Verfahren überlegt, damit mir diese Flüchtigkeitsfehler nicht mehr passieren: Bei jedem Bauvorhaben erstelle ich mir eine Tabelle mit einer Vergleichsspalte. In diese trage ich mir den Sollwert aus dem Leis- tungsverzeichnis ein. Der sagt mir, wie viele Qua- dratmeter ich insgesamt abrechnen kann. Diesen Wert vergleiche ich dann immer mit meinem ak- tuellen Abrechnungswert, so fallen 5.000 anstatt 500 Quadratmeter schnell auf. „Fehler haben einen schlechten Ruf. Schließlich haben wir es so gelernt: Fehler werden bestraft mit schlechten Noten und Hausarrest oder später mit dem Karriere- aus. Diese etablierten Denkmuster zu durchbrechen ist schwer, aber unbedingt notwendig, um neue Wege zu gehen und Entscheidungen zu treffen. Wer dauerhaft Angst hat, einen Fehler zu machen, lähmt sich selbst. Wir brauchen die Einstellung, dass Fehler uns weiter- bringen und uns Lücken im System aufzeigen. Erst wenn wir es schaffen, Fehler als Lernchancen zu begreifen und zu ihnen zu stehen, können wir unsere Prozesse verbessern und wachsen. Auch ich mache Fehler. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass jede fünfte Entscheidung, die ich treffe, fehlerhaft ist. Endscheidend ist aber vor allem, wie ich mit Fehlern umgehe. Auf keinen Fall darf ich sie vertuschen, ich muss offen dazu stehen. Denn nur so können wir danach genau hingucken und analysieren, was ich beim nächsten Mal anders machen kann. So übernehme ich Verantwortung im Sinne unserer Werte, entscheide bewusst und stehe mutig dazu“, sagt Geschäftsführer Frank Kögel über den Perspektiv- wechsel in der Fehlerkultur in seinem Unternehmen. „Entschuldigung, das war mein HELFER “ – Perspektivwechsel in der FEHLER -Kultur Zu Beginn meiner Karriere als Projektleiter war ich noch ziemlich unerfahren und habe einige Fehler gemacht. Einer ist mir aber in besonderer Erinne- rung geblieben, weil ich durch ihn besonders viel lernen konnte, und er in gewisser Weise den Kom- pass unseres da noch recht kleinen Unternehmens neu ausgerichtet hat. Anfang der 90er habe ich im- mer zwei bis drei Projekte gleichzeitig geleitet, die alle sehr gut liefen. Sowohl ich als auch der Kunde waren zufrieden. Doch dann entschieden wir uns, zu wachsen und mehr Projekte anzunehmen. Der Personalbereich wurde hingegen nicht verstärkt. Von da an betreute ich sechs bis acht Baustellen parallel. Auchwenn ichmeine Arbeitszeit stark aus- weitete, konnte ich die Projekte nicht mehr mit der Sorgfalt führen, wie ich es von mir gewohnt war. Ich habe die Baustellen viel mehr verwaltet, als gelei- tet und gestaltet. Auch wenn der Umsatz hoch war, blieb der wirtschaftliche Erfolg zum Teil aus. Das machte mich unzufrieden und auch die Kunden äu- ßerten sich negativer. Das hat mich und auch Frank zum Umdenken bewegt: Weniger ist mehr oder aber auch: das, was du tust, das tue richtig. Wir haben sukzessive mehr Personal eingestellt und die Projekte gezielter ausgewählt. So halten wir es bis heute. Die Baustellen werden besser betreut und die Bauzeit optimiert. Das Feedback unserer Kunden zeigt uns, dass wir mit dieser Philosophie richtig liegen. Torsten Richter, Bereichsleiter Ingenieur-, Tief- und Rohrlei- tungsbau und Mitglied der Geschäftsführung Simone Stille, Abrechnerin Hochbau Wer schnell mal eben einen Blick auf einen Text wirft, kann ihn le- sen, acuh wnen die Bauchstben vertuascht snid. Lsutgi, wsa? In der Überschrift dieses Beitrags haben wir auch ein wenig hin- und hergeschoben und aus „Fehler“ „Helfer“ gemacht. Sicher haben Sie es bemerkt. Der Fachbegriff dafür, wenn man aus denselben Buchstaben eines Wortes ein anderes macht, lautet Anagramm, im Deutschen auch Letterkehr, Letterwechsel oder schlicht Schüttelwort genannt. FEHLER sind HELFER

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