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KÖGEL Juni 2019 | Seite 5  D I A LOG SPEZIALISIERT – ZUVERLÄSSIG – EFFEKTIV INGENIEURBAU Vierte Klärstufe gegen schädliche Winzlinge Bauvorhaben: Kläranlage Greven – vierte Reinigungsstufe Bauherr: Technische Betriebe Greven Projektleiter: Dipl.-Ing. Sebastian Linnenbecker Bauleiter: Thomas Werner Architekt/Ing.-Büro: Ingenieurbüro Rummler + Hartmann GmbH, Havixbeck Sie sind klein. Dennoch können sie großen Schaden anrich- ten: umweltbelastende Mikroschadstoffe und Mikroplastik belasten Gewässer und stellen die rund 10.000 Kläranlagen in der Bundesrepublik vor erhebliche Probleme. Gemeinsam mit dem KÖGEL-Team stellen sich die Technischen Betrie- be Greven dieser Herausforderung und erweitern ihre Klär- anlage um eine vierte Reinigungsstufe. Baubeginn war im November. Konventionelle Kläranlagen reinigen das Abwasser zunächst mechanisch, dann biologisch und zuletzt chemisch. In Greven- Reckenfeld soll es den schädlichen Winzlingen im Anschluss an den Kragen gehen: „Im sogenannten Kontaktreaktor wird das Abwasser mit pulverförmiger Aktivkohle vermischt. Hieran lagern sich die Spurenstoffe an“, erläutert KÖGEL-Projektleiter Sebas- tian Linnenbecker. „Anschließend folgt eine Schlussfiltration in Form einer Tuchfiltration, welche die PAK einschließlich angela- gerter/absorbierter Mikroschadstoffe filtriert.“ Die Schlussfiltrati- on wurde für den maximalen Zufluss ausgelegt, um neben dem PAK-Rückhalt auch die herkömmliche Reinigungsleistung der Kläranlage weiter zu verbessern und demnach auch Mikroplastik nahezu vollständig zurückzuhalten. Der Auftrag umfasst unter anderem den Rückbau der aktuellen Ablaufleitung einschließlich Auslaufbauwerk im Schönungsteich, die Errichtung aller neuen Bauwerke und befestigten Flächen so- wie die Verlegung aller Rohleitungen inklusive Armaturen. Das KÖGEL-Team kennt das schon von ähnlichen Projekten die- ser Art: Die Kläranlage bleibt während der Bauarbeiten unein- geschränkt in Betrieb. Alle Arbeitsabläufe müssen sich danach richten. Das klappt wie gewohnt wunderbar. So gut, dass der ver- traglich vereinbarte Fertigstellungstermin nach aktuellem Sach- stand deutlich vorgezogen werden kann: Anstatt erst im Oktober soll schon Ende Juli alles unter Dach und Fach sein. Flexibler vor Hochwasser schützen und sparen WEITERE BAUVORHABEN KA Hildesheim Paderquellgebiet, Inselspitze Brücke und Lamellenklärer, Scharrel PAK-Anlage KA Herford KA Cloppenburg KA Spelle KA Greven Eickumer Mühlenbach, Herford GAK-Filtration KA Harsewinkel RKB Kerkstiege KA Bad Rothenfelde Bauvorhaben: Regenklärbecken Kerkstiege, Greven Bauherr: Stadt Greven Projektleiter: M.Sc. Julian Plander Bauleiter: Bogdan Gurowski Architekt/Ing.-Büro: Flick Ingenieurgemeinschaft, Ibbenbüren Eine allgemein gültige Definition für dieses Wetterphänomen gibt es nicht. Das hält den Starkregen allerdings nicht davon ab, innerhalb kurzer Zeit großen Schaden anzurichten. Vielerorts ist die Infrastruktur solchen sintflutartigen Niederschlägen nicht gewachsen. Aber die KÖGEL-Experten unterstützen die Stadt Greven dabei, aktiv gegen die negativen Begleiterscheinungen des Starkregens vorzugehen. Anfang April war Baustart für ein neues Regenklärbecken und eine sogenannte Notentlastung. „Wir erstellen das Regeklärbecken in Betonbauweise“, berich- tet KÖGEL-Projektleiter Julian Plander von der Baustelle. „Es wird 22 Meter lang sein, siebeneinhalb Meter breit und drei Meter tief. Das technisch bedingte Gesamtvolumen von 350 Kubikmetern schützt die umliegende Bebauung im Falle von Starkregenereignissen vor Hochwasser.“ Für den Zulauf des neuen Regenklärbeckens erweitert das KÖGEL-Team die bestehende Regenwasser-Hebeanlage. Eine Herausforderung ist hierbei, dass die Erweiterung rund 6,5 Me- ter tief in das Gelände einbindet. Vier neue zusätzliche Pumpen erhöhen das mögliche Fördervolumen des anfallenden Nie- derschlagswassers von aktuell 2.900 auf bis zu 3.400 Liter pro Sekunde. „Wegen des engen Baufeldes und weil das bestehende Regen- rückhaltebecken in Betrieb bleiben muss, müssen die Baugru- ben mit einem Verbau gesichert werden. In Abstimmung mit dem Bauherrn haben wir uns gemeinsam für eine Trägerbohl- wand entschieden“, hebt Julian Plander hervor. „So können wir flexibel auf die örtlichen Gegebenheiten reagieren.“ Was bedeutet „Starkregen“? • Bei Starkregen treten in kurzer Zeit ungewöhnlich große Niederschlagsmengen auf, meist in Zusammenhang mit Gewittern. • Starkregenereignisse sind oft lokal sehr eng begrenzt. • Selbst kleine und ansonsten harmlose Gewässer können durch Starkregen ausufern und zusätzliche Überschwemmun- gen verursachen. • Der Deutsche Wetterdienst spricht bei mehr als zehn Litern pro Quadratmeter und Stunde von einem Starkregen der Stufe 1 („Markantes Wetter“), bei mehr als 25 Litern von Starkregen der Stufe 2 („Unwetter“). • Laut Experten des Umweltbundesamtes gibt es Hinwei- se, dass mit einer Zunahme solcher Ereignisse im Zuge des Klimawandels zu rechnen ist. • Eindeutige Aussagen über die Zunahme von extremen Nie- derschlägen sind schwer zu treffen, die Menge der gesam- melten Informationen ist für ein abschließendes Urteil noch nicht ausreichend. • Bei Starkregen entstehen Schäden meist durch oberflächlich abfließendes Wasser, das in Gebäude eindringt und Schlamm aus höheren Lagen mitbringt. • Das Ausmaß der Schäden hängt vor allem davon ab, wie schnell und wie viel Wasser abfließen kann. „Im sogenannten Kontaktreaktor wird das Abwasser mit pulverförmiger Aktivkohle vermischt.“ Sebastian Linnenbecker, KÖGEL-Projektleiter

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